Translate

Wednesday, August 1, 2012

Chùa Trăm Gian – Die Pagode der 100 Kammern


Die nur von wenigen Touristen besuchte Chùa Trăm Gian, auch bekannt als Chùa Quảng Nghiêm oder Chùa Tiên Lữ, liegt auf einem 50 Meter hohen Huegel im Dorf Tiên Lữ. Gemeinde Tiên Phương im Distrikt Chương Mỹ, der heute zum Grossraum Hanoi gehoert (frueher Provinz Hà Tây) etwa 35 Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt. Die Fahrt auf schmalen Strassen und Deichkronen gibt einen guten Eindruck vom laendlichen Leben in der Region. Den Besuch der Pagode kann man sehr gut verbinden mit einer Besichtigung der ganz in der Nahe liegenden wesentlich bekannteren Pagoden Thầy und Tây Phương.




Mit ihrem Tempelgarten, in dem kleine Stupas mit sterblichen Ueberresten von Moenchen stehen, und ihren weit ueber 100 Jahre alten Baeumen strahlt die Chùa Trăm Gian eine angenehme Ruhe aus. Sie wurde im Jahre 1185 gegruendet und besteht heute aus drei Gebaeudegruppen mit insgesamt 104 Raeumen (daher der heutige Name). Der 1693 erbaute zweistoeckige Glockenturm gehoert zu den aeltesten Bauten seiner Art in Vietnam. Die unter dem Dach haengende Kupferglocke wurde im Jahre 1794 gegossen. Sie ist 1,40 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 60 Zentimetern.




Zum wertvollsten Besitz der Pagode gehoeren 153 Buddha-Statuen, die meisten aus Holz. Besonders verehrt werden die Statuen des Generals Đặng Tiến Đông, der 1789 Thăng Long (Hanoi) von den Chinesen befreite und die Statue des weiblichen Bodhisattva Quan Thế Âm Bồ Tát (auch Quan Âm), der vietnamesischen Variante der Goettin der Barmherzigkeit.




Ueber die Geschichte der Pagode berichtet eine Legende:


Waehrend der Trần-Dynastie (1226-1400) traeumte eine Frau aus dem Dorf Bối Khê von der Geburt eines Budhas. Anschliessend wurde sie schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. Nach dem Tod seiner Eltern verliess der Junge neun Jahre spaeter sein Heimatdorf und begann, in der Pagode Đại Bi den Buddhismus zu studieren. Im Alter von 15 Jahren besuchte er Tiên Lữ, verliebte sich in die Schoenheit der Landschaft und bat die Moenche der Pagode, ihn weiter zu unterrichten. Als er sein Studium nach 10 Jahren abgeschlossen hatte, erwarb er sich sehr schnell der Ruf eines grossen Gelehrten. Der Trần-Koenig holte ihn darauf in die Hauptstadt und gab ihm den ehrwuerdigen Namen Đức Minh.


Nach dem Tod des Abtes der Pagode von Tiên Lữ kehrte er dorthin zurueck und baute einen neuen Tempal. Im Alter von 95 Jahren schloss er sich in seiner Kammer ein, nahm Abschied von seinen Juengern und befreite seine Seele. 100 Tage spaeter oeffneten die Juenger die Kammer und bestatten seine Ueberreste in einer Stupa. Seitdem wird der Ehrwuerdige Đức Minh nach seinem Geburtsort als der Heilige von Bối verehrt.




Zu Ehren von Đức Minh findet jedes Jahr vom 4. bis zum 6. Tag des ersten Mondmonats ein Pagodenfest statt. Hoehepunkte des Festes sind neben der Prozession ein vegetarischer Kochwettbewerb und diverse volkstuemliche Spiele wie Schach mit lebenden Figuren, Ringen und Auffuehrungen des Wasserpuppentheaters.


Viele Gruesse
Cathrin



Cathrin’s Blog: Zwischen Traditionen und Moderne


No comments:

Post a Comment